Interview Bodo Wartke – „Die Dinge, die ich auf der Bühne zeige, zeige ich gern - die sind mir wichtig, die sind authentisch und tief empfunden.“

Bodo Wartke ist ein musikalisches Multitalent: Mit mutigen Texten, zungenbrecherischen Reimen und anrührenden Klavierstücken unterhält er sein Publikum auf witzige und nachdenkliche Art. Bei TVinfo verrät er, warum er toxische Männlichkeit als großes gesellschaftliches Problem ansieht und sich besonders für „filia.die frauenstiftung“ einsetzt …

Bodo Wartke

TVinfo: Warum bist du weder Musiker noch Kabarettist, sondern Musikkabarettist geworden?

Bodo Wartke: Also letztendlich bin ich ja beides. Aber „nur Musiker zu sein“ wäre mir zu wenig. Und ich traue es mir auch nicht zu. Da gibt es einfach weitaus bessere Sänger und Pianisten als mich. Aber mit Musik meine Inhalte zu vermitteln, das ist mir wichtig und hat auch eine sehr schöne und mir entsprechende Form. Ich finde das gesungene Wort nicht nur ästhetischer, sondern unter Umständen auch mächtiger als das gesprochene.

TVinfo: Bist du mutiger, wenn du etwas singst, als wenn du etwas sprichst?

Bodo Wartke: Das liegt im Auge des Betrachters. Vielleicht ja, wenn man auf das Resultat schaut. Also die Wirkung ist einfach größer und dadurch ist die Botschaft eindringlicher. Zum Beispiel wenn ich religiösen Fanatismus kritisiere. Oder das Lied „Nicht in meinem Namen“ hinterlässt eine andere Wirkung, als einen Nachrichtenartikel darüber zu lesen. Ich wundere mich selbst, dass das so ist. Dass ein bekannter Zungenbrecher wie Barbaras Rhabarberbar erst dann zu einem Welthit wird, wenn er von Martin und mir in Reimform und in Musikform gebracht wurde. So was zeigt letztendlich, was Musik in der Lage ist zu bewirken – als eine besondere menschliche Interaktions- und Kommunikationsform.

TVinfo: Fällt es dir leichter, etwas Schreckliches zu singen, als etwas Schreckliches auszusprechen?

Bodo Wartke: Nein, mir fällt beides schwer. Tatsächlich. In dem Moment, in dem ich schlechte Ereignisse benenne, rufe ich die ja auch wieder wach. Sowohl in meinem Kopf als auch in den Köpfen der Menschen, die mir zuhören. Und das birgt auch die Gefahr einer Retraumatisierung. Die künstlerische Herausforderung ist, deutlich zu sein, ohne explizit zu sein. Es soll ja kein Horrorfilm sein. Ich gucke mir auch genau aus dem Grund Horrorfilme nicht an, weil mir das zu krass ist. Einer meiner Lehrer, Christof Stählin, nennt es den inneren Kreis. Was man künstlerisch auf der Bühne macht, sollte sich zwischen dem äußeren und dem inneren Kreis bewegen. Der äußere Kreis limitiert die eigenen Fähigkeiten. Also wenn du etwa ein Lied singst auf der Bühne, was du stimmlich und auch interpretatorisch einfach nicht gut kannst, dann fällt es dem Publikum schwer, sich darauf einzulassen und dir zuzuhören. Weil sie merken: Oh, der kriegt es selber gar nicht hin. Und du möchtest ja, dass deine Botschaft rüberkommt. Und der innere Kreis beinhaltet das zu Private und zu Intime. Das zu verletzend wirkt. So dass das Publikum sich schlecht fühlt, weil es sich fremdschämt, weil es zu unangenehm angefasst ist oder weil es zu krass ist. Das willst du ja auch nicht. Also weder für dein Publikum noch für dich selbst. Denn beides bringt ein Publikum in die Distanz zu dir und deinem Werk. Und das ist das Gegenteil von dem, was man erreichen möchte. Diese Grenzen zu wahren, finde ich ganz wichtig. Bezogen auf bestimmte Lieder eine gesunde Balance zu wahren zwischen Deutlichkeit, Explizitheit und Sensibilität, Empathie.

TVinfo: Berührt das Lied „Nicht in meinem Namen“ schon diese Kreislinie?

Bodo Wartke: Ich habe „Nicht in meinem Namen“ infolge der Ereignisse am 7. Oktober 2023 überarbeitet, weil ich der Meinung war, ich kann nicht über religiösen Fanatismus singen und dieses Ereignis aussparen. Es jedoch zu benennen ist so krass. Weil es so krass ist, was da passiert ist. Also so unvorstellbar grausame Verbrechen, die in Worte zu fassen, mir selber wehtut. Und da das richtige Maß zu finden. Natürlich ist mir wichtig, diese zum Himmel schreienden Verbrechen zu benennen. Aber eben deutlich zu sein, ohne explizit zu sein. Das war wahnsinnig schwierig. Und das dann im Rahmen eines dreieinhalbminütigen Liedes differenziert zu tun, war, glaube ich, textlich die größte Herausforderung, vor der ich je stand. Ich habe mehrere Versionen geschrieben, verworfen, neu geschrieben, verworfen. Die Version, die ich jetzt singe, fühlt sich stimmig an.

TVinfo: Positionierst du die harten Lieder bewusst an denjenigen Stellen in deinem Programm, bei welchen du glaubst, dass man dann dem Publikum am meisten zumuten kann?

Bodo Wartke: Es gibt in einem meiner früheren Programme ein Lied, da singe ich über den Tod meiner früh verstorbenen kleinen Schwester. Das ist ein heftiger Song, gerade für Menschen, die etwas Ähnliches erlebt haben und dann damit nicht rechnen. Die kommen in ein Konzert von mir und rechnen damit, mit mir einen lustigen Abend zu haben. Den kriegen sie auch. Aber das hat eben auch Platz. Es zu platzieren war unglaublich schwierig. Das singe ich gegen Ende des zweiten Teils. Und ich brauche drei Lieder davor, um dahin zu kommen. Und das Lied danach, um die Leute wieder aufzufangen. Das war dramaturgisch die größte Herausforderung, vor der mein Regisseur und ich damals standen. Wie kriegen wir diese maximale Bandbreite von Themen und auch Gefühlen im selben Programm unter, so dass das stimmig ist und dass die Leute sich gut darauf einlassen können.

TVinfo: Du warst drei, als deine Schwester gestorben ist. Wie viele Erinnerungen hast du an sie?

Bodo Wartke: Leider keine. Ich habe sie nie getroffen. Sie hat das Krankenhaus nicht verlassen. Aber ich habe natürlich Erinnerungen an die Trauer meiner Eltern. Vor allem an die Trauer meiner Mutter. Wenn wir am Grab meiner Schwester standen und meine Mutter zusammengebrochen ist. Und ich als kleiner Junge natürlich überhaupt nicht in der Lage war, sie zu trösten. Und davon vollkommen überfordert war.

TVinfo: Was für eine Geschichte, um sie auf die Bühne zu bringen...

Bodo Wartke: Der Anlass, das zu tun, war, dass ich irgendwann realisiert habe: Ich bin gar kein Einzelkind. Wenn mich jemand gefragt hat, ob ich Einzelkind sei, habe ich diese Frage immer mit Ja beantwortet. Bis ich irgendwann gemerkt habe: Stimmt ja gar nicht. Ich habe eine Schwester! Allein diese Erkenntnis hat dazu geführt. Obwohl ich meine Schwester nie kennengelernt habe und ohne sie aufgewachsen bin, hat das dazu geführt, dass ich mich nicht mehr so allein gefühlt habe. Aus dieser Erkenntnis habe ich ganz viel Trost schöpfen können. Im Zuge dessen war ich auch das erste Mal in der Lage, selbst um meine Schwester zu trauern. Das war sonst immer umgekehrt. Ich habe als Kind versucht, meine Mutter zu trösten. Und dann hat sie mich mal irgendwann in Berlin besucht, und ich saß mit ihr in einem Café am Gendarmenmarkt. Da überkam mich dann die Trauer, und ich fing an zu weinen wegen meiner Schwester. Das war zum ersten Mal umgekehrt, dass meine Mutter mich getröstet hat. Es war für mich total erleichternd, selber dieses Gefühl zu haben und es zulassen zu können. Erst danach war ich in der Lage, das mit dem Lied zu würdigen. Das Lied gibt meiner Schwester einen Platz in meinem Herzen und würdigt sie. Die Geschichte spendet damit hoffentlich Trost. Menschen, die das nicht erlebt haben, sind häufig ganz hilflos, wenn sie auf Menschen treffen, die es erlebt haben. Sie wissen dann gar nicht so richtig, was sie sagen sollen. Weswegen sich Menschen, die so etwas erlebt haben, häufig sehr unverstanden fühlen in ihrem Leid und ihrer Trauer.

TVinfo: Ist es mutiger, auf der Bühne politische Mehrheitsmeinungen zu kritisieren oder private Dinge zu erzählen?

Bodo Wartke: Das ist wahrscheinlich sehr individuell. Viele Leute gehen nicht auf die Bühne, weil sie Angst haben, sich zu zeigen. Und ich bin auch nicht vollkommen frei von dieser Angst. Wahrscheinlich wirke ich auf der Bühne souveräner als ich im wahren Leben bin. Aber die Dinge, die ich auf der Bühne zeige, die zeige ich gern. Die sind mir wichtig, die sind authentisch, die sind tief empfunden. Dahinter steckt auch ein Bedürfnis, das zu teilen mit dem Publikum. In dem Moment, in dem ich es tue, ist es nicht mehr mutig oder es kostet mich keine Überwindung mehr. Da bin ich dann an dem Punkt angelangt, dass die Angst, es zu tun, nicht verhindert, dass ich es tue. Weil die Freude daran und das Bedürfnis, es zu tun, überwiegt.

TVinfo: Es gibt diesen Spruch Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, denn böse Menschen haben keine Lieder. Stimmt der Spruch?

Bodo Wartke: Meine Bühnenpartnerin Melanie Haupt hat mir mal erzählt, dass gehirnphysiologisch untersucht worden sei, dass in dem Moment, wo man singt, man keine Angst haben kann. Also beides geht nicht. Und das fand ich total interessant. Singen kann wirklich sehr viel Trost spenden. Man kann sich damit auch selber Mut machen. Ich halte Musik für eine ureigene, dem Menschen innewohnende, nicht nur Kunstform, sondern Kommunikationsform, die über die Bedeutung der Worte hinausgeht. Ein Lehrer von mir sagte mal, Musik sei im Grunde nichts anderes als die Übersetzung von Gefühlen in Schall und die Rückübersetzung beim Empfänger. Das ist total schön. So komponiere ich zumindest: Meistens ist der Text zuerst da und ich versuche, dem Text die Musik abzulauschen, die ihm bereits innewohnt. Also mit der Vertonung den emotionalen Affekt zu treffen, der da eh schon ist. Ein schönes Zitat aus einem tollen Film über Musik lautet: Die Musik ist schon da. Also man muss sie sich nur ereignen lassen.

TVinfo: Es gibt auch rechtsextremistisches Liedgut…

Bodo Wartke: Ja, es funktioniert in alle Richtungen. Musik kann jede Art von Gefühl verstärken, im Positiven wie im Negativen. Und dadurch eben auch Hass.

TVinfo: Gibt es Situationen, in denen dir die Lust am Gesang vergeht?

Bodo Wartke: Ja, ich bin natürlich, wenn bestimmte Sachen passieren, auch erstmal total sprachlos. Und dadurch auch gesanglos. Über eine Sache ein Lied zu schreiben ist ein Prozess der Verarbeitung. Also für mich selbst erst einmal Worte zu finden. Sie dann in Reinform zu übersetzen, also ihnen eine poetische und eine musikalische Form geben. Das geht nicht sofort. Da brauche ich Zeit, Zeit der Verarbeitung. Das erst einmal für sich selber klar zu kriegen und dann es in Kunst zu übersetzen. Das wiederum ist der schöne Teil daran: Den schlimmen Dingen dadurch eine schöne Form geben. Die Scheiße in etwas Schönes zu verwandeln, das stiftet eben auch Trost. Wenn etwas Schlimmes passiert ist. Jetzt gar nicht unbedingt auf gesellschaftspolitischer Ebene, sondern sagen wir Liebeskummer. Natürlich war das furchtbar, aber ich habe halt gewisse Lieder deswegen und dadurch geschrieben, die es andernfalls nicht gäbe. Und die trösten mich. So dass ich im Nachhinein sagen kann: Es gibt diese Songs und der Liebeskummer ist zum Glück inzwischen vorbei. Aber die Songs gibt's immer noch. Das ist im Grunde auch ein Akt des Sich-selber-Tröstens, ein Akt der Notwehr, ein Akt des nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit der Welt klarkommen.

TVinfo: Hat es dich frustriert, dass dein Welthit, Barbaras Rhabarberbar, nicht eines deiner Lieder ist, das am inhaltsreichsten ist, sondern eher ein ulkiges Lied?

Bodo Wartke: Nö, ich mag alle meine Lieder. Für Social Media sind gewisse Inhalte einfach gar nicht geeignet, weswegen ich lange auch der Meinung war, dann kann ich da einfach nicht stattfinden. Weil ich eine gewisse Länge brauche, um auf den Punkt zu bringen, was mir wichtig ist. Bis ich dann eben diese Zungenbrecher entdeckt habe und gemerkt habe: Ey, guck mal, da ist in einer Minute alles gesagt. Wie praktisch. Super geeignet für Social Media. Und ja, ich freue mich, dass Leute dadurch den Zugang zu mir finden und dann neugierig werden auf das restliche Werk.

TVinfo: Wie um alles in der Welt bist du auf diesen Tanz gekommen?

Bodo Wartke: Auf den Tanz bin ich nicht selber gekommen. Den haben sich zwei Australierinnen ausgedacht, die über unser Lied im Netz gestolpert sind und das halt so cool fanden, dass sie sich dazu diese Choreografie ausgedacht haben, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Das sind zwei Musicalstudentinnen aus Perth, die heißen Stephanie Graham und Christina Anastasiadis. Die können einfach sehr, sehr gut tanzen und sehr gut das in Bewegungen übersetzen, was dem Text und der Musik innewohnt. Die Freude an der Sache und die Pointiertheit. Das hat nicht zuletzt auch dazu beigetragen, dass sich das weltweit verbreiten konnte. Weil natürlich ganz viele Tanzinfluencer diesen Tanz aufgegriffen und getanzt haben. Inzwischen wird das ja sonst wo getanzt. Das ist ja unfassbar: Von Kindern in Uganda bis zu Nonnen in irgendwelchen Klöstern.

Bodo Wartke

TVinfo: Du hast ein Lied, in dem du sehr präzise beschreibst, in welchem Land du leben möchtest beziehungsweise was dieses Land haben sollte oder nicht haben sollte. Wie hat sich diese Liste bei dir ergeben?

Bodo Wartke: Die Liste ist immer noch unvollständig. Es ist eines meiner längsten Lieder. Ich glaube, das ist knapp bei sieben Minuten, und dann ist immer noch nicht alles gesagt. Ich sage ja vieles, von dem man dachte: Das ist ja selbstverständlich so. Spätestens seit der Wiederwahl von Donald Trump muss man aber feststellen: Nein, ist es nicht. Es ist nicht selbstverständlich. Wir müssen das nach wie vor verteidigen. Ich war zwischendurch mal damit beschäftigt, das Lied zu kürzen. Jetzt merke ich: Nein, nein, da ist einfach jeder Aspekt und jedes Wort nach wie vor leider erwähnenswert.

TVinfo: In einem deiner neueren Lieder kritisierst du Habgier, indem du bei einem bekannten Lied eine Textzeile umschreibst. Was machst du mit dem Lied in der aktuellen Situation?

Bodo Wartke: In dem Lied geht es mir vor allem um Neoliberalismus und Habgier und Rücksichtslosigkeit und die Tatsache, dass Leute als Vorbilder verehrt werden, nur weil sie zu Reichtum gekommen sind. Wie sie zu Reichtum gekommen sind, ist nebensächlich. Elon Musk zum Beispiel. Hauptsache, die haben Geld und können sich damit alles kaufen und kaufen sich damit auch alles. Und das Lied, was ich parodiere, vertritt ja nun auch genau diese Haltung, wie man sie häufig in Popsongs und gerade Rapsongs antrifft. Hauptsache ich habe Geld. Alles andere ist mir scheißegal. Und dass ich Geld habe, ist mir auch ganz wichtig zu zeigen, indem ich mir sehr teure Klamotten kaufe, die absurd teuer sind. Dass Teenager glauben, ich muss die haben, denn alle anderen haben sie ja auch, finde ich ganz fatal. Wir rennen den falschen Götzen hinterher.

TVinfo: Frauenrechte und Gleichberechtigung tauchen häufig in deinem Programm auf. Du bist ein Mann, du hast einen Sohn. Warum setzt du dich für Frauenrechte ein? Du hast doch nichts davon.

Bodo Wartke: Doch, ich habe natürlich was davon. Ganz unmittelbar. Ein ganz großes gesellschaftliches Problem ist toxische Männlichkeit und alles, was daraus folgt. Ich glaube, dass toxische Männlichkeit die Ursache ist für viele andere schlimme Dinge, zum Beispiel Faschismus und religiöser Fanatismus. Was auch ungefähr ähnlich ist. In der Zielsetzung. Da habe ich auch ein Lied, in dem ich Faschisten und religiöse Fanatiker in einen Topf werfe und auch Gangsterrapper. Als Ursache vermute ich hinter all dem toxische Männlichkeit. Die müssen wir loswerden, sonst ist das unser aller Untergang.

TVinfo: Engagierst du dich über deine Kunst hinaus gesellschaftlich?

Bodo Wartke: Ja, ich lasse Lieder von mir Gutes tun. Bestimmte Lieder, die sich mit einem gesellschaftspolitischen Thema befassen, haben Spendenzwecke. Der Erlös des Liedes kommt gemeinnützigen Organisationen zugute, die von mir passend zum jeweiligen Lied ausgewählt wurden. Im neuen Programm taucht ein Lied auf, das heißt: Ein Tag ohne. Darin geht es um eine Umfrage, die es tatsächlich in mehreren Ländern gegeben hat, und die von einer deutschen Influencerin aufgegriffen worden ist. Isabell Gerstenberger hat zuerst alle Männer aus ihrer Followerschaft gefragt: Stellt euch mal vor, es gäbe einen Tag lang 24 Stunden keine Frauen auf der Welt. Was würdet ihr machen? Und dann kamen so Antworten wie „ich würde den ganzen Tag Computer spielen“, „ich würde mit den Kumpels um die Häuser ziehen“, „ich würde meine Freundin schon ganz schön vermissen“ und „ich würde die ganze Zeit vor dem Fernseher hängen“ und „mal endlich wieder einen saufen gehen“ und „schöne Shisha rauchen“ und so weiter. Und dann hat sie am nächsten Tag die Frauen gefragt: Was würdet ihr tun, wenn es einen Tag lang keine Männer gäbe. Die wirklich überwiegende Mehrheit hat geantwortet: Nachts rausgehen, ohne Angst zu haben. In allen Ländern, wo es dieses Gedankenexperiment gab, hat sie ein ähnliches Ergebnis zu Tage gefördert.

TVinfo: Welche Organisation unterstützt du mit dem Lied?

Bodo Wartke: Ich dachte okay, ich spende den Erlös, den dieses Lied einspielt, an eine Organisation, die sich für Frauen und LGBTQ Rechte starkmacht. Also habe ich mir „filia.die frauenstiftung“ ausgesucht. Leider kommt finanziell gar nicht so viel dabei rum, in einer Zeit, wo Musik überall kostenlos zur Verfügung steht. Aber die Leute haben halt die Wahl. Sie können sich natürlich so einen Song bei Spotify kostenlos anhören. Oder sich den Song bei mir downloaden und wissen dann, das Geld geht an diese Organisation. Und auch heute kommen da immer noch pro Jahr und pro Spendenzweck ein paar tausend Euro zusammen. Weil die Leute da auch Bock drauf haben. Also eben diese Entscheidung zu treffen und zu sagen: Das ist es uns wert. Wir wollen das unterstützen und kriegen dafür nicht nur den Song, sondern wir wissen, damit passieren gute Sachen.

TVinfo: Zum Abschluss noch drei Vervollständigungssätze: Falls ich einmal vor einer Gruppe deutscher Gangsterrapper oder ihren Fans auftreten sollte, …

Bodo Wartke: …würde ich eher die Gemeinsamkeiten feiern als die Unterschiede. Denn was Rapper an mir schätzen, selbst Gangsterrapper, sind die Skills. Die wissen okay, der reimt das ganz schön fresh.

TVinfo: Wenn ich jetzt mein eigenes Ich von vor 30 Jahren träfe, …

Bodo Wartke: … würde ich ihm sagen. Geduld, mein Freund. Deine Stunde schlägt.

TVinfo: Wenn es mir gelänge, einen Gedanken den Menschen außerhalb meiner Filterblase mitzuteilen, dann wäre er, …

Bodo Wartke: … dass die drängendsten Probleme, die wir haben, nicht die sind, von denen wir glauben, dass sie es wären. Mehr Zuversicht stünde uns gut zu Gesicht.

TVinfo: Bodo Wartke, herzlichen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte Markus Pins am 07.11.2024 in Wuppertal.

Fotos: Christian Kehls

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