So viele Kathoey, Männer, die sich als Frauen fühlen und auch so leben, gibt es in keinem anderen Land wie in Thailand. Sao Praphaet Song nennen sie sich traditionell: eine zweite Art von Frau. Als Ladyboys sind sie weltweit bekannt. Um sie selbst zu werden, musste Mimi Tao mit 17 ihr altes Ich abstreifen: Phajaranat Nobantao, den buddhistischen Mönch und Landjungen.
In kaum einem anderen Land sind die Grenzen zwischen den Geschlechtern so fließend wie in Thailand.
Nicht nur in den Großstädten, sondern selbst in den kleinsten Dörfern leben bis zu einer halben Million Kathoey: Männer, die sich als Frau fühlen und sich als solche auch kleiden und verhalten. In ihrer Schönheit und Weiblichkeit sind sie oft von echten Frauen kaum zu unterscheiden. „Sao Praphaet Song“ nennen sie sich traditionell: eine zweite Art von Frau. Als Ladyboys sind sie weltweit bekannt.
Mimi Tao ist eine der schillerndsten Kathoey Thailands. Um sie selbst zu werden, musste sie mit 17 ihr altes Ich abstreifen: Phajaranat Nobantao, den buddhistischen Mönch und Landjungen, der sie einmal war. Schon von klein auf hatte Mimi Tao die männliche Hülle als fremd empfunden. Nach sechs Jahren im Kloster legte sie das Gewand ab. Mit kahlem Kopf, aber schon in Frauenkleidung zog sie nach Bangkok und begann ihr zweites Leben als Frau. Heute, mit 24, ist Mimi Tao ein Model, das es bis auf die Cover von Modemagazinen geschafft hat. Doch gegen die Konkurrenz muss sie hart kämpfen. Viele thailändische Firmen wollen ihre Marke nicht mit dem Image von Kathoey verbinden, weil es, trotz aller Offenheit, auch von Vorurteilen belastet ist. Besonders in der städtischen Mittelschicht gelten Kathoey als vulgär, frech, überdreht, sexhungrig, sogar kriminell. Auf dem Land dagegen fühlt sich Mimi Tao uneingeschränkt geschätzt - etwa von den alten Weberinnen, mit denen sie, als Seide-Liebhaberin, ihren Traum eines eigenen Mode-Labels verwirklichen will. Diese Reportage begleitet das Model mit Mönch-Vergangenheit in ihrem hektischen Alltag in der Metropole Bangkok sowie auf dem Land, bei der Feldarbeit mit der Familie, dem Beten im Tempel und dem traditionellen Tanz in der Schule, wo ihre Kathoey-Freundin Tongta Jareonjai in Uniform Geschichte unterrichtet.
Die Offenheit der Thailänder für das Dritte Geschlecht entspringt dem thailändischen Buddhismus, der von einer Philosophie der Toleranz gegenüber dem individuellen Lebensweg geprägt ist. Ein Drittes Geschlecht kommt schon in alten animistischen Schöpfungsmythen der Region vor. Danach ist jeder Mensch, in der Folge seiner Wiedergeburten, einmal ein Kathoey gewesen. Der Staat erkennt Kathoey jedoch nicht an. Nach dem Gesetz bleiben sie Männer: Sie erhalten einen Einberufungsbefehl zum Militärdienst, und im Krankenhaus oder Gefängnis werden sie in die männliche Abteilung eingewiesen. Der Status als Mann in Kontrast zum weiblichen Äußeren schränkt sie beruflich ein. Kathoey sind oft Verkäuferin, Ladenbesitzerin oder Köchin, doch nur wenige Beamtin, Ärztin oder Bank-Angestellte. Einzig im Show-, Mode- und Schönheitsgeschäft gibt es für Kathoey keine Einschränkungen. In dieser Nische können sie sogar zu Volksheldinnen aufsteigen: als Top-Model, Schönheitskönigin, Tänzerin, Sportlerin, Sängerin, Fernseh-Moderatorin oder Soap-Opera-Star. Um ihren Kampf für mehr Gleichberechtigung voranzutreiben, fährt Mimi Tao mit der befreundeten Kathoey-Lehrerin Tongta Jareonjai zu einer politischen Aktion nach Südthailand. Ihr Appel: „Heraus aus dem Glitzerkäfig, mehr Normalität für Kathoey!“
Hinweis
Sehen Sie hier einzigartige und fanszinierende Dokus aus der ganzen Welt zu den Themen Natur, Länder, Menschen, Technik und Tiere.
Sehen Sie hier einzigartige und fanszinierende Dokus aus der ganzen Welt zu den Themen Natur, Länder, Menschen, Technik und Tiere.[Bild: 16:9 ]