Die Pocken, auch Blattern oder Variola genannt, sind seit über 3.000 Jahren bekannt. Zu manchen Zeiten war das Pocken-Virus für mehr als 10 % aller Todesfälle . Aber die Pocken sind auch die erste Krankheit, gegen die eine Impfung entwickelt wurde und die so ausgerottet werden konnte. Später können auch Polio, also die Kinderlähmung, und die Diphtherie mit Hilfe der Impfung erfolgreich zurückgedrängt werden.
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Die Pocken, auch Blattern oder Variola genannt, sind seit über 3.000 Jahren bekannt. Zu manchen Zeiten war das Pocken-Virus für mehr als zehn Prozent der Todesfälle auf der Welt verantwortlich. Im 17. Jahrhundert erkrankten mehr Menschen an den Pocken als an Pest, Syphilis oder Lepra. Und sie sind die erste Krankheit, gegen die eine wirksame Impfung entwickelt wurde und die weltweit ausgerottet werden konnte.
England im Jahr 1796. Der Arzt Edward Jenner beobachtet, dass Knechte und Mägde, die die harmlosen Kuhpocken durchgemacht haben, immun gegen die Pocken sind. Er impft den achtjährigen James Phipps mit dem Sekret der Pusteln einer Magd, die an Kuhpocken erkrankt ist. Das Kind wird ebenfalls immun gegen Pocken. Weitere Versuche zeigen: Jenners Impfung ist ein sicherer Schutz gegen die gefährliche Seuche.
Die Impfung macht sich das Erinnerungsvermögen unseres Immunsystems zunutze. Dieses bildet sogenannte Gedächtniszellen, die die Oberflächenstruktur von Keimen speichern, die den Organismus schon einmal befallen haben. Das ist auch der Grund dafür, dass wir nur einmal Röteln und andere Kinderkrankheiten bekommen können. Hat das Immunsystem die Viren einmal besiegt, werden die Eindringlinge von nun an sofort erkannt und unschädlich gemacht.
1967 ruft die WHO die Kampagne zur Ausrottung der Pocken aus. Die WHO rückt mit Ärzten, Krankenschwestern und medizinischem Material an. Schließlich finden sie in Somalia den letzten Pockenkranken, den Koch Ali Maow Malin, der sich im Oktober 1977 mit dem Pockenvirus infiziert hatte - er kann geheilt werden, die Pocken sind besiegt. Nach dem Erfolg bei der Ausrottung der Pocken legt die Weltgesundheitsorganisation WHO 1988 Poliomyelitis, kurz Polio oder auch Kinderlähmung genannt, als nächsten Kandidaten für die Ausrottung fest. Bis zum Jahr 2000 sollte dieses Ziel erreicht sein. Diese Mission ist gescheitert. Aber dank der Impfstoffe kann die Zahl der Menschen, die sich jedes Jahr mit Poliomyelitis anstecken deutlich gesenkt werden. Von 350.000 im Jahr 1988 auf unter 2.000 im Jahr 2006. Die Krankheit tritt heute bis auf Ausnahmen nur noch in Nigeria, Indien, Pakistan und Afghanistan auf.
Wie Polio kann auch die Diphtherie mit Hilfe der Impfung erfolgreich zurückgedrängt werden. 1913 entwickelt Emil Behring einen Impfstoff gegen die Diphtherie. Dieser ist die Grundlage der heute verwendeten Schutzimpfung gegen diese Krankheit. Mittlerweile gehört sie in den entwickelten Ländern zu den Standardimpfungen für Kleinkinder. Aber immer noch erkranken weltweit 7.000 Menschen an Diphtherie, fast 5.000 von ihnen sterben - vor allem Kinder. Eine konsequente weltweite Impfung, die eine Ausrottung wie bei den Pocken auch für Polio und Diphtherie ermöglicht, bedeutet eine globale Anstrengung, die gerade in den Verbreitungsgebieten wie Pakistan und Afghanistan fast unmöglich scheint.